Seifen gießen geschichtlichesSeifen gießen geschichtliches

Geschichtliches

Die Seife hat eine Jahrtausende alte Geschichte.
 
Vor rund 4.500 Jahren beschrieben die Sumerer im heutigen Irak auf einer Tontafel das erste Rezept für eine Vorform der Seife, einen Mix aus alkalischer Pflanzenasche und Ölen. Das Produkt wurde vor allem als Heilsalbe verwendet, die Reinigungswirkung war wohl noch nicht erkannt. Bei den Ägyptern, Griechen und Germanen ist die Verwendung ähnlicher Seifenformen belegt, aber erst die Römer setzten sie dann ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. zur Körperreinigung ein. Seife, wie wir sie heute kennen, entstand im 7. Jahrhundert im Mittleren Osten. Die Araber erhitzten Öle und alkalische Salze, welche die Pottasche ersetzten, in einer Ätzlauge und ließen die Mischung so lange kochen, bis die ölige Masse fest wurde. Mit gebranntem Kalk konnten besonders feste Seifen erzeugt werden. Mit den Eroberungen der Araber breitete sich dieses Wissen rasch auch nach Europa aus. Unter anderem in Spanien, Italien und Frankreich entstanden Zentren der Seifensiederzunft, in denen die Herstellungsmethoden verfeinert wurden. Zunächst ausschließlich dem reichen Adel vorbehalten, entwickelte sich nur langsam eine Badekultur mit öffentlichen Badehäusern, die auch breiteren Schichten zugänglich waren. Als sich im 14. Jahrhundert aber die Pest und andere Seuchen ausbreiteten, vermuteten die Menschen, die Erreger befänden sich im Wasser. Körperpflege mit Wasser und Seife war plötzlich verpönt, Ärzte vertraten die Meinung, dass Wasser und Luft dem Körper schaden. Kleidung und das Einpudern dienten als Schutz vor diesen schädlichen Elementen. Erst am Ende des 17. Jahrhunderts verhalf Ludwig XIV. der Kunst der Seifenherstellung wieder zu neuer Blüte. Er holte die besten Seidensieder an seinen Hof und erließ 1688 ein Reinheitsgebot - eine hochwertige Seife musste mindestens 72 % reines Öl enthalten.
1791 erfand der Chemiker Nicolas Leblanc ein Verfahren zur künstlichen Herstellung von Soda - ein Natriumsalz, das für die Seifenherstellung unerlässlich war. Diese Erfindung markierte den Beginn der Massenproduktion, Seife wird vom Luxus- zum Massenartikel. Mit dem beginnenden 19. Jahrhundert entwickelte sich ein besseres Verständnis für Hygiene. Der dadurch entstehende hohe Bedarf an Seife konnte nur durch eine industrielle Produktion befriedigt werden. Für feine Seifen zur Körperwäsche wurden hochwertige Öle verwendet, einfache Seifen zum Waschen und Scheuern wurden aus billigem Lein- oder Hanföl hergestellt. Heute sind moderne Flüssigseifen eine ernstzunehmende Konkurrenz für die klassischen Seifenstücke. Im Vergleich mit Flüssigseife schneiden Seifenstücke aber vor allem in puncto Kosten und Umweltverträglichkeit klar besser ab und bezüglich der Waschleistung gibt es bei flüssiger und fester Seife keinen Unterschied. Aus chemischer Sicht sind die üblichen Seifen die Natrium- oder Kaliumsalze der Fettsäuren. Fettsäuren kommen, wie bereits der Name suggeriert, in den natürlichen, pflanzlichen und tierischen Fetten und Ölen vor. In den Fetten und Ölen liegen sie dabei in gebundener Form als Glycerin-ester vor. Jedes Teilchen Glycerin bindet drei – entweder gleiche oder verschiedene - Fettsäuren. Durch Behandeln mit starken Alkalien kann die Esterbindung in der Wärme gespalten werden, dabei entsteht freies Glycerin und die Alkalisalze der Fettsäuren. Dieser Prozess wird auch als Verseifung bezeichnet. Nach dem Abtrennen des Glycerins werden die Rohseifen in reiner Form erhalten. Die Konsistenz eines Seifenprodukts hängt von der Kettenlänge der Fettsäuren ab. Langkettige gesättigte Fettsäuren wie Stearinsäure oder Palmitinsäure ergeben eine eher feste Konsistenz.

Interessant ist, dass sich die Technik der Seifensiederei trotz der Industrialisierung rezeptur- und anwendungstechnisch bis heute nicht verändert hat. Natronseifen sind Seifenprodukte, die weltweit am meisten produziert werden. Die Herstellung wird von spezialisierten Seifenfabriken gemacht. Trotzdem muss darauf hingewiesen werden, dass beim Kochen und Verarbeiten der gefährlichen heissen Natronseife eine Reihe wichtiger Sicherheitsmassnahmen befolgt werden müssen.

Bei der Verarbeitung einer Glycerinseife, die als die moderne Variante der Seifenherstellung angesehen wird, sind solche Vorsichtsmassnahmen nicht zu beachten. Das dürfte ein wichtiger Grund mit dafür sein, weshalb sich das Seifen-Do-it-yourself im häuslichen Bereich so verbreitet hat. Viele kreative Menschen haben sich mit dieser kunsthandwerklichen Seifenproduktion angefreundet und dafür eine eigene Geschäftsidee entwickelt. Während transparente Seifen die Verbraucher am Anfang zum Nachmachen inspirierten, zeigt sich jetzt ein Wandel. Gesucht wird das Replikat der klassischen Savon de Marseille, also eine opak eingefärbte Seife, die als natürliche Alternative gut verwendet werden kann. Deshalb wird sie bevorzugt in den Farben elfenbeinfarbig, ocker, braun, oliv, bläulich oder rotbraun gemacht.