Holz ist ein Naturprodukt – es gibt geschätzt 25.000 Holzarten, davon 600-800 die kommerzielle Bedeutung besitzen, und keine ist wie die andere. Holz als Werkstoff unterliegt einem natürlichen Alterungsprozess, ist es den Elementen ausgesetzt verwittert es oder es setzt eine natürliche Patina an. Alte Lärchenholzfassaden, die zum Teil bereits Jahrhunderte überdauert haben, stehen exemplarisch dafür. Aber auch geschützt vor Wasser und vor der UV-Strahlung im direkten Sonnenlicht unterliegt Holz dauernden Veränderungen, wie Schwindung und Verzug durch Wasserverlust oder Farbveränderungen durch Reaktion mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff bei einigen Arten.
Zum Schutz von verarbeitetem Holz wurden verschieden Verfahren entwickelt. Lacke setzen dabei auf eine komplette Versiegelung durch einen dicht geschlossenen Lackfilm. Dadurch wird der Feuchtigkeitsaustausch mit der Umgebung blockiert. Klassische Lacke enthalten als Filmbildner natürliche Harze, wie Schellack oder Kopal, moderne Lacke überwiegend synthetische Harze. Durch die Lackharze und die oftmals dem Lack zugesetzten UV-absorbierenden Stoffe wird auch die schädigende Wirkung von ultra-violetter Strahlung stark verringert. Der von uns angebotene Holzschutz-Versiegelungslack (Art.-Nr. 70032.98) enthält synthetische, hochabriebfeste Lackharze, die sehr robuste, hoch belastbare Oberflächen ergeben. Unser Korb- und Peddigrohrlack (Art.-Nr. 69896.97) ergibt hochfeste, aber elastische Filme.
Die natürlichste Art Hölzer zu schützen ist das Ölen mit sogenannten trocknenden Ölen – diese enthalten einen hohen Anteil sogenannter Doppelbindungen, die mit dem Luftsauerstoff reagieren können, dabei vernetzen und einen zähelastischen bis harten Film bilden. Im Lebensmittelbereich spricht man oft von mehrfach ungesättigten Fettsäuren bzw. Ölen, wenn man Öle mit hohem Anteil an Doppelbindungen meint. Alle trocknenden Öle enthalten einen hohen Anteil mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Das bekannteste und günstigste trocknende Öl ist sicherlich Leinöl, das aber einen von vielen als unangenehm empfunden Geruch bei der Verarbeitung aufweist. Daneben gibt es aber noch eine ganze Reihe weiterer trocknender Pflanzenöle, darunter auch fast geruchsfreie. Trocknende Öle härten ohne weitere Zusätze nur sehr langsam, innerhalb einiger Wochen aus. Für die praktische Anwendung werden solchen Ölen Trocknungsbeschleuniger (Sikkative) zugesetzt, damit wird die Trocknungszeit auf einige Stunden bis Tage reduziert. Früher wurden oftmals giftige Blei-Verbindungen eingesetzt, heute sind Kobalt- und/oder Mangan-Sikkative weit verbreitet. Aber auch diese Schwermetalle sind gesundheitlich nicht unbedenklich und sollten zumindest für Holzerzeugnisse die mit Lebensmitteln in Kontakt kommen oder für Holzspielzeuge nicht eingesetzt werden. Geölte Hölzer weisen keinen geschlossenen Oberflächenfilm auf, sondern das Öl zieht bei richtiger Anwendung komplett in das Holz ein, legt sich als schützender Film um die Holzfaser und härtet im Inneren des Holzes aus. Bei den meisten Hölzern werden durch das Ölen die natürliche Maserung und Schönheit hervorgehoben – man spricht hier auch von „anfeuern“ – gleichzeitig wird die Holzoberfläche wasser- und schmutzabweisend. Wassertropfen perlen von solch einer geölten Oberfläche ab. Geölte Holzoberflächen bleiben aber dennoch im Gegensatz zu lackierten Oberflächen offenporig, lässt man Wasser also über längere Zeit einwirken, wird es durch die Kapillarkräfte langsam aufgesogen. Daher sollten verschüttete Flüssigkeiten möglichst rasch abgewischt werden, das gilt insbesondere für stark färbende Flüssigkeiten wie Rotwein. Die wasserabweisende Wirkung der Ölschicht lässt im Lauf der Zeit nach, daher müssen geölte Hölzer je nach Nutzungsintensität regelmäßig gepflegt werden. Sobald Wasser nicht mehr richtig abperlt, wird das Holzobjekt einfach mit einer geringen Menge Holzöl nachgeölt. Weisen geölte Holzoberflächen im Lauf der Nutzung Beschädigungen auf, so können diese – im Gegensatz zu lackierten Stücken - auch partiell durch Ausschleifen und Nachölen beseitigt werden. Eventuell auftretende Farbunterschiede an lediglich partiell beschliffenen Objekten, die durch ein Nachdunkeln der Holzoberfläche im Licht verursacht werden – die beschliffene Stelle weist dann wieder den ursprünglichen Farbton auf – gleichen sich bei den meisten uns bekannten Hölzern im Verlauf einiger Monate wieder an.
Mit dem Natur-Holzöl (Art.-Nr. 73003) bieten wir nun ein sehr hochwertiges Produkt an, dass auf einem völlig geruchfreien, modifizierten Pflanzenöl basiert. Unser Natur-Holzöl ist auch komplett frei von gesundheitlich bedenklichen Kobalt- oder Mangan- oder gar Blei-Verbindungen und ist daher auch für Holzspielzeuge gut geeignet.
Noch edlere Oberflächen mit einer ganz eigenen Haptik erhält man durch den Auftrag von Holzwachsen. Hier gibt es leider ganz verschiedene Produkte und die Begrifflichkeiten sind nicht immer klar definiert. Was wir meinen sind hochwertige Wachse pflanzlichen Ursprungs die als letzte Schicht auf bereits mit Öl vorbehandelte Holzoberflächen aufgetragen werden. Unser Natur-Holzwachs (Art.-Nr. 73053) basiert auf dem Natur-Holzöl, welches als Träger für das Hartwachs dient. Das Öl zieht vollständig in das Holz ein und hinterlässt einen hauchdünnen Hartwachsfilm auf der Oberfläche, der dann zu einem edlen seidigen Glanz poliert werden kann. Solche Holzoberflächen sind sehr gut geschützt, fassen sich sehr angenehm an und sehen toll aus, sie sind damit speziell für Dekoobjekte bestens geeignet.
Für Gebrauchsgegenstände sind geölte Oberflächen zu bevorzugen, da diese einfacher zu reparieren und zu pflegen sind. Gewachste Oberflächen vertragen generell keinen Kontakt mit heißen Gegenständen, wie Töpfen oder Tassen, da das Wachs dann aufschmilzt. Geölte Hölzer sind gegenüber gewachsten auch bei absehbarem häufigem Wasserkontakt zu bevorzugen, da bei einer Verletzung der Wachsschicht eindringende Feuchtigkeit sich unter dem Wachsfilm ausbreitet, was zu unschönen matten Stellen führen kann. Natürlich können auch gewachste Hölzer immer wieder abgeschliffen und aufgefrischt werden, partielle Reparaturen sind aber im Gegensatz zu geölten Hölzern nur bedingt möglich.
Als nachhaltige Pflege für Hölzer im Außenbereich nutzen Sie das hochwertige Outdoor-Holzöl (Art.-Nr. 73013), das speziell zur Erstbehandlung, Pflege und Auffrischung von Holzobjekten im Außenbereich entwickelt wurde. Es ist wasser- und schmutzabweisend und gewährt einen optimalen Wetter- und UV-Schutz. Abhängig von Holzart und Bewitterungssituation ist im Außenbereich eine Auffrischung alle 12-24 Monaten empfehlenswert.
Beim Ölen von Hölzern wird man das Holz in der Regel glattschleifen, etwa bis Korn 240. Ein noch feinerer Schliff ist selbstverständlich möglich. Schleifstaub gründlich entfernen! Das Öl wird dann satt aufgetragen, ein nicht-haarender Pinsel oder ein fusselfreier Lappen sind dafür geeignet, und am besten einige Minuten kräftig in Faserrichtung einmassiert. Stellen, die das Öl relativ schnell wegsaugen, ruhig nochmals nachölen. Besonders Hirnholz kann enorme Mengen Öl aufnehmen. Nach etwa 30 Minuten Einwirkzeit sollte überstehendes Öl komplett (!) entfernt werden. Es dürfen keine glänzenden Stellen sichtbar bleiben. Einige saugfähige Zellstofftücher und dann ein fusselfreier Lappen mit etwas Druck leisten dabei gute Dienste, immer in Faserrichtung arbeiten. Die Ölschicht muss nun mindestens 12 Stunden aushärten – längere Trockenzeit schadet nicht. Je nach Anspruch an die Oberflächenqualität kann optional nochmals mit feinem Korn 320 bis 400 und ohne großen Druck ein Zwischenschliff erfolgen. Schleifstaub gründlich entfernen! Beim zweiten Ölauftrag saugt das Holz nun schon deutlich weniger Öl auf. Einige stark saugende Stellen vertragen eventuell wieder eine Extraportion Öl. Wieder ist es wichtig nach 30 Minuten Einwirkzeit das überstehende Öl gründlich und komplett zu entfernen und das Öl mindestens 12 Stunden aushärten zu lassen.
Für die meisten Hölzer sollte ein zwei- bis dreimaliger Auftrag ausreichen, der Prozess aus Ölen, Trocknen, ggf. Schleifen, Ölen und Trocknen, ggf. Schleifen kann aber beliebig oft wiederholt werden, bis die Oberflächen wirklich gesättigt sind. Wenn Sie mit stark saugenden Hölzern arbeiten empfehlen wir vor dem Ölen eine Schellack-Grundierung aufzutragen, die tief ins Holz einzieht und dann dafür sorgt, dass man mit einer geringeren Menge der relativ teuren Öle auskommt.
Für eine gewachste Oberfläche wird beim zweiten bzw. abschließenden Auftrag anstelle des Natur-Holzöls einfach das Natur-Holzwachs aufgetragen. Nach Entfernen des Überschusses und mindestens 12 Stunden Trockenzeit wird dann der dünne, fast unsichtbare Wachsfilm auf der Oberfläche mit einem fusselfreien Lappen mit hohem Anpressdruck immer in Faserrichtung aufpoliert.
Verarbeitungsprobleme: Wenn bei der Entfernung des überschüssigen Öls nicht ausreichend gründlich gearbeitet wird oder versucht wird überschüssiges Öl erst nach längerer Trockenzeit als 30 Minuten zu entfernen oder Oberflächen sehr rau und daher nur schwierig zu reinigen sind, kann das Öl auf der Oberfläche als Film aushärten. Solche Filme können sich längere Zeit noch leicht klebrig anfühlen. In solchen Fällen kann der Gegenstand zunächst mit Balsam-Terpentin oder mit Terpentinersatz gereinigt und dann mit feinem Korn oberflächlich beschliffen werden. Anschließend einfach nochmals eine dünne Ölschicht auftragen und korrekt verarbeiten.
Der Verbrauch hängt stark von der Holzart und der Schnittführung beim Heraussägen aus dem Stamm ab und beträgt mindesten 20 g/m² bis zu etwa 150 g/m² Je mehr Fasern quer angeschnitten wurden, desto stärker saugt das Holz. Eiche ist sehr dicht und saugt nur wenig Öl, Buche ist dagegen eine Holzart, die sehr viel Öl aufnimmt. Pauschale Aussagen sind daher kaum möglich. Am besten sind Vorversuche mit Abfallstücken, saugt das Holz sehr stark hilft eine Schellack-Grundierung den Verbrauch an teurem Holzöl zu reduzieren.
Die Werkzeugreinigung erfolgt am besten mit Balsam-Terpentin oder mit Terpentinersatz.
ACHTUNG! Brandgefahr – ölige Lappen nicht unbeaufsichtigt liegen lassen, luftdicht verpackt entsorgen!
Fasermaterialien können sehr große Oberflächen aufweisen, beispielsweise Cellulosefasern bei Papiertüchern, Textilfasern bei Lappen. Ein kleiner Stofflappen, der aber aus tausenden Einzelfasern besteht kann dann, wenn man die Oberflächen der einzelnen Fasern addiert, viele Quadratmeter Oberfläche aufweisen. Die Reaktion der trocknenden Öle mit Luftsauerstoff findet an der Oberfläche statt. Während eine geölte Tischplatte sich beim Trocknen nicht merklich erwärmt, kann ein zusammengeknüllter, ölverschmierter Lappen sich so stark erwärmen, dass es zur Selbstentzündung kommt! Alle Papiertücher und Stofflappen, die mit dem Öl in Kontakt gekommen sind, sollten daher ausgebreitet im Freien in ausreichendem Abstand zu entzündbarem Material trocknen oder aber mit Wasser befeuchtet und luftdicht verschlossen entsorgt werden. Als luftdichte Verpackung sind Metalldosen, Konservengläser oder nicht perforierte, fest verknotete Kunststoffbeutel geeignet.